Bei nützlichen Nematoden, zu denen auch entomopathogene Nematoden (EPN) zählen, handelt es sich um mikroskopisch kleine Fadenwürmer, die bestimmte Pflanzenschädlinge parasitisch befallen und zu deren Bekämpfung eingesetzt werden können. Sie greifen den Wirt symbiotisch mit verschiedenen Bakterien an und vernichten ihn. Durch diese spezifische Wirkungsweise sind sie gefahrlos einsetzbar, da sie von selbst sterben, wenn keine Schädlinge mehr vorhanden sind.
Der Wirkmechanismus nützlicher Nematoden
- Wirtserkennung
Nematoden spüren den Schädling auf, indem sie dessen chemische Signale im Boden oder auf der Pflanzenoberfläche erkennen. - Wirtsbefall
Sobald sie einen Wirt gefunden haben, befallen sie ihn durch Eindringen in verschiedene Körperöffnungen:
• Mund
• Anus
• Atemlöcher - Infektion des Wirts durch symbiotische Bakterien
Nach dem Befall durch Eindringen setzen die Nematoden im Innern des Schädlings symbiotische Bakterien frei (Photorhabdus oder Xenorhabdus). Diese Bakterien vermehren sich rasch und fügen dem Wirt innere körperliche Schäden zu. Die Nematoden ernähren sich von den dabei freigesetzten Nährstoffen und setzen ihren Zyklus fort, während der Wirt bewegungsunfähig wird und stirbt. - Lebens- und Fortpflanzungszyklus
Die Nematoden vollenden ihren Zyklus durch Bildung der nächsten juvenilen Stadien. Die neue Nematodengeneration verlässt den toten Wirt und zieht weiter, um neue Wirte zu befallen.
Welche Herausforderungen sind zu bewältigen?
Um sich bei der Boden- oder Blattapplikation entwickeln zu können, brauchen nützliche Nematoden geeignete Umgebungsbedingungen. Speziell bei der Bodenapplikation muss der Boden vor und nach der Anwendung befeuchtet werden; bei der Blattapplikation ist die relative Luftfeuchtigkeit ein wichtiger Faktor. In beiden Fällen sollten die Nematoden in den frühen Morgenstunden oder am späten Nachmittag in die Kultur eingesetzt werden, um direkte Sonneneinstrahlung zu vermeiden und die Nematoden vor Austrocknen zu schützen.
Ihre maximale Wirksamkeit erreichen die verschiedenen Nematodenarten nur im jeweils richtigen Temperaturbereich:
- Steinernema feltiae: 10 bis 30 °C
- Steinernema carpocapsae: 12 bis 30 °C
- Heterorhabditis bacteriophora: 12 bis 30 °C
- Steinernema kraussei: 5 bis 30 °C
- Phasmarhabditis californica: 5 bis 30 °C
Nematoden brauchen Schädlinge, um sich vollständig entwickeln zu können. Wie in der freien Natur wirkt dieser Prozess stabilisierend, da die Nützlinge auf das Vorkommen geeigneter Schädlinge oder auf Nahrungsergänzungsmittel angewiesen sind, um sich in der Kultur etablieren zu können.
Der richtige Zeitpunkt und die fachgerechte Freisetzung der Nützlinge unter Berücksichtigung von Dosierung, Wiederholungsrate und Ausbringungsort sind entscheidend für den Behandlungserfolg.
Vorteile
Nützliche Nematoden sind naturverträglich und unschädlich für Umwelt, Mensch und Tier. Die Anwendung erfolgt ganz einfach mit handelsüblichen Spritzgeräten.
Durch die Schaffung eines selbsterhaltenden Systems mit geringem Schädlingsanteil und einer etablierten Nützlingspopulation ist der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel nur noch das allerletzte Mittel. So können chemische Rückstände sehr gering gehalten oder gänzlich vermieden werden.
Nützliche Nematoden wirken der Resistenzbildung entgegen – eine Eigenschaft, die angesichts des schrumpfenden Angebots an chemischen Pflanzenschutzprodukten zusehends an Bedeutung gewinnt. Sie sind zudem mit anderen Nützlingen und den meisten (Bio-)Pestiziden kompatibel.
Anwendungsbereiche nützlicher Nematoden
Für den präventiven Einsatz kann ein „stehendes Heer“ natürlicher Feinde in der Kultur etabliert werden. Durch die ständige Bereitschaft gegenüber neu auftretenden Schädlingen reduziert sich die Gefahr, dass die Schädlinge eine problematische (kulturschädigende) Populationsdichte entwickeln.
Entomopathogene Nematoden werden eingesetzt, um bodenbürtige Schädlingslarven und -puppen zu beseitigen, bevor diese als Adulte schlüpfen. So durchbrechen sie den Lebenszyklus der Schädlinge, bevor es zu einem Befall kommt. Da sie auf die empfindlichsten Lebensstadien abzielen, ist maximale Wirksamkeit gewährleistet.
Falls der Schädlingsdruck plötzlich zunimmt, können sie kurativ in höheren Konzentrationen eingesetzt werden, um die Populationsentwicklung kurzfristig einzudämmen.
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