18. Dez. 2024

Cleverer Start des IPM-Programms gleich bei der Vermehrung

Spayka ist der führende Erzeuger von Gewächshauskulturen in Armenien. Der Betrieb erntet aktuell die Früchte des frühen Starts seiner IPM-Programme im hauseigenen Vermehrungsbetrieb. Die frühzeitige Etablierung von Räubern in der Kultur ist wirtschaftlich absolut sinnvoll und setzt sich bei fortschrittlichen Züchtern und Vermehren in Europa immer mehr durch.  

Spayka produziert verschiedene landwirtschaftliche Erzeugnisse und beliefert die GUS-Staaten und Europa seit 2007 mit frischem Obst und Gemüse. Heute entfallen auf Spayka 70 Prozent aller armenischen Frischobst- und Frischgemüseexporte. 
 
Bereits 2020 hatte das Unternehmen in seinem Streben nach Unabhängigkeit von konventionellen, chemischen Pflanzenschutzmitteln gemeinsam mit Biobest und dem örtlichen Vertrieb Agro Master einen ersten IPM-Versuch auf 20 ha Anbaufläche durchgeführt. Er verlief so erfolgreich, dass der Betrieb innerhalb eines Jahres an seinen beiden Hightech-Standorten nahe der Hauptstadt Eriwan mit insgesamt 115 Hektar auf integrierten Pflanzenschutz umstellte.

„Im Nahen Osten gibt es keine spezialisierten Pflanzenvermehrer. Deswegen produzieren viele größere Betriebe ihre Jungpflanzen selbst“, weiß Pascal Briand, Biobest-Spezialist für IPM und Bestäubung. „Zum einen müssen die Stecklinge nur einen sehr kurzen Weg zurücklegen, zum anderen hat das interne Team die vollständige Kontrolle über den Produktionsprozess und kann vor allem früher mit den IPM-Programmen starten.“  

„Aufgrund des hohen Schädlingsdrucks ist das sehr hilfreich. Das Klima in Eriwan schwankt zwischen kalten Wintern und heißen Sommern mit Temperaturen von regelmäßig über 40 °C. Die Tomaten-, Gurken-, Paprika- und Auberginenkulturen sind oft von einer Vielzahl Schädlinge befallen.“   

„Wer erfolgreich bekämpfen will, muss mit den IPM-Programmen möglichst früh anfangen, noch bevor sich die Schädlinge ausbreiten“, sagt Pascal. „Der IPM-Start gleich zu Anbaubeginn spart Zeit und ermöglicht den vorbeugenden Aufbau eines Heeres von Räubern auf den Jungpflanzen, bevor der Schädling sie befällt. 

Auf das Timing kommt es an 

Angesichts des hohen Drucks durch Tuta absoluta und Weiße Fliege in der Tomatenkultur wird Macrolophus-System als zentrale Komponente der IPM-Bekämpfungsstrategie von Spayka eingesetzt. 

„Es kann eine Weile dauern, bis sich diese generalistische Weichwanze etabliert hat“, erklärt Briand. „Der Zeitpunkt ist entscheidend. Um den Schädlingen einen Schritt voraus zu sein, wird Macrolophus-System bei der Vermehrung eingesetzt, damit sich die neue Räubergeneration eine Woche nach dem Verpflanzen bildet und nicht schon vorher. Ist man zu früh dran, verlieren die hochmobilen Räuber beim Umsiedeln der Jungpflanzen in die Gewächshäuser oftmals die Orientierung.“ 

Macrolophus muss 7 bis 10 Tage vor dem Verpflanzen ausgebracht und durch wöchentliche Ergänzungen mit Nutrimac-Plus™ unterstützt werden. Das proteinreiche Nutrimac-Plus™ enthält Eier von Ephestia, die dazu beitragen, die Eiablage der Räuber zu optimieren.“ 

„Die Strategie funktioniert sehr gut. Ab dem Frühjahr bildet sich in den Tomatenkulturen eine starke Macrolophus-Population.“   

Früher Beginn der Thripsbekämpfung 

In den Auberginen- und Gurkenkulturen herrscht besonders zur Saisonmitte ein hoher Thripsdruck. Das Vermehrungsteam bei Spayka beginnt das IPM-Programm mit Amblyseius cucumeris.  

Amblyseius-System wird in Streuform direkt auf den Jungpflanzen ausgebracht“, erklärt Pascal. „Aufgrund des geringen Pflanzabstands lässt sich eine gleichmäßige Verteilung der Räuber so einfacher erreichen. Beim Verpflanzen sind die winzigen Raubmilben bereits gut in der gesamten Kultur verteilt und suchen nach Beute.“  

„Zur Unterstützung wählen wir in enger Absprache mit dem Produktionsteam von Spayka die idealen Spritzmittel für das IPM aus. Nach Möglichkeit nehmen wir Biopestizide, die gut mit den Nützlingen harmonieren.“   

Wachsender Trend in Europa 

„Die europäischen Erzeuger kaufen ihre Jungpflanzen in der Regel bei kommerziellen Vermehrungsbetrieben ein und geben damit die Kontrolle aus der Hand“, meint Pascal. „Fortschrittliche Erzeuger arbeiten jedoch zunehmend mit Vermehrungsbetrieben zusammen, um den Einsatz von IPM-ungeeigneten Spritzmitteln zu vermeiden und Strategien mit einem frühen IPM-Programmstart zu entwickeln.“ 

„Wenn die Jungpflanzen dicht beieinander stehen, ist bei einigen Produkten eine Applikation sinnvoll. Das Verfahren ist einfacher und daher meist auch erfolgreicher, was sich in den verbesserten Ergebnissen zeigt.“ 

„Bei Gurken wird beispielsweise häufig das Biofungizid ASPERELLO® T34 Biocontrol® eingesetzt, um die Pflanzen vor bodenbürtigen Krankheiten wie Pythium zu schützen und ein gesundes Wurzel- und Pflanzenwachstum zu fördern. Ein weiteres Beispiel ist NemaFence® Felti: Es enthält nützliche Nematoden, die in Wasser suspendiert sind und zur Bekämpfung von Schädlingen wie Thripsen und Trauermückenlarven eingesetzt werden.“

„In Frankreich und anderen europäischen Ländern ist der Schädlingsdruck bei der zweiten und dritten Gurkenkultur der Saison besonders hoch. Mit Swirskii-System und einem Ergänzungsfutter können die Vermehrungsbetriebe in den Jungkulturen ein stehendes Heer aufbauen, was besonders bei nahtlosen Anbaufolgen von Vorteil ist.“

Optimierte Befalls- und Populationsüberwachung 

Engstehende Jungpflanzen mögen beim Spritzen und Ausbringen von Schädlingen von Vorteil sein, die Befalls- und Populationsüberwachung der Schädlinge gestaltet sich hier jedoch schwieriger.  

„Wir beobachten bei den Vermehrern ein steigendes Interesse an unserer Schädlingsüberwachung Trap-Eye™“, sagt Pascal. „Dieses solarbetriebene System arbeitet schnell und präzise und nimmt automatisch Fotos von gelben Klebefallen auf, um die vorhandenen Fluginsekten standardisieren, identifizieren und zählen zu können.“  

„Trap-Eye™ spart Zeit und Arbeit, verbessert die Schädlingserkennung und die Zählgenauigkeit und kann auch zur Überwachung von Weichwanzen wie Macrolophus und Nesidiocoris eingesetzt werden. Das Hightech-Tool erstellt einen lückenlosen Überblick über das Vermehrungstreibhaus, aus dem Schädlings-Wärmekarten und Trenddiagramme zur Insektenentwicklung erstellt werden. Mit Trap-Eye™ kann der Vermehrungsbetrieb sein Bekämpfungsprogramm gezielt ausrichten, sodass die Jungpflanzen und IPM-Programme letztlich einen optimalen Start haben.“

Weitere Informationen erhalten Sie bei Ihrem Biobest-Berater.